Viele meiner Merkurit-Füller haben die Gravur „A. Eden, Rüstringen“.
Das gab mir zunächst Rätsel auf. Dann habe ich erfahren, dass Albrecht Eden Inhaber eines Schreibwarengeschäfts in Wilhelmshaven war, im Stadtteil Rüstringen.
Albrecht Eden muss ein wahrer Freund der Marke Merkurit gewesen sein.
Deshalb widme ich ihm eine eigene Unterseite.
Das Geschäft wurde 1896 als Buchbinderei mit dem Namen Albrecht Eden gegründet.
Ausriss Handels- und Gewerbeadressbuch von 1898
Die Neue Wilhelmshavener Straße wurde nach dem Krieg in Marktstraße umbenannt.
Schreibwarengeschäft Eden, Marktstraße 75, Wilhelmshaven 1971
Später trat sein Sohn Wilhelm in das Geschäft ein. Mit dessen Frau und dem Sohn Horst feierten sie im Mai 1971 das 75-jährige Geschäftsjubiläum.
Horst Eden hat das Geschäft bis zu seinem Tod 2005 geführt. Im Lager fanden sich auch einige fabrikneue Füllhalter des Nielson-Werks aus den 1920er Jahren.
Die Nachkriegsmodelle, die noch vorhanden waren, hatten keine Eden-Gravur mehr.
... mit dem Stempel Albrecht Eden, Wilhelmshaven
Auch das gehört zum Geschäft und zur Geschichte von Albrecht Eden:
Auch ein Konzentrationlager brauchte Schreibmaterial. Und Albrecht Eden hat das Arbeitslager Wilhelmshaven damit beliefert, ein Außenlager des KZs Neuengamme.
Herbert Dierks von der KZ-Gedenkstelle Neuengamme, dem ich die Dokumente zur Verfügung gestellt habe, schrieb mir dazu:
"Die abgebildeten Dokumente machen deutlich, dass die Konzentrationslager vielfältige Geschäftsbeziehungen auch mit den örtlichen Händlern unterhielten und eher integrierte Bestandteile der damaligen Gesellschaft waren als abgeschirmte, geheim gehaltene SS-Einrichtungen."
Das Arbeitslager wude als Außenlager des KZs Neuengamme September 1944 eingerichtet. Die Häftlinge wurden bei der Kriegsmarinewerft und für Bombenräumarbeiten in der Innenstadt von Wilhelmshaven eingesetzt.
Geschlossen wurde das Lager am 3. April 1945. Die Häftlinge wurden in das KZ Bergen-Belsen evakuiert.
Albrecht Eden mahnt vom KZ Wilhelmshaven einen quittierten Anforderungsschein an.
Das KZ Neuengamme, Außenstelle Wilhelmshaven wendet sich in dieser Sache umgehend an das KZ Hofherr-Schrantz, Wien-Floridsdorf. Obermaat Lust ist inzwischen dorthin abkommandiert
Das SS-Arbeitslager Hofherr-Schrantz (AFA) bei Wien wurde im Juli 1944 als Außenlager des KZs Mauthausen eingerichtet. Es wurde am 1. April 1945 aufgelöst. Die Häftlinge wurden in das KZ Mauthausen evakuiert.
Schon dreieinhalb Monate zuvor hatte Obermaat Lust den Erhalt der Ware auf einem Lieferschein von A. Eden quittiert. Aber das hat wohl nicht ausgereicht, um die Ware auch bezahlt zu bekommen.
Kuriose Bürokratie bis zu den letzten Tagen des Dritten Reiches.
Schreibmaterial war zu der Zeit absolute Mangelware. Statt der 100 Schreibblöcke hat Obermaat Lust wohl nur 9 Stück erhalten.
Stattdessen gab es 79 Notizbücher, 22 Bleistifte und 23 Kopierstifte.
Offenbar hat er genommen, was er kriegen konnte.
Aber warum wird ein Marineartillerie-Obermaat in ein österreichisches KZ abkommandiert? Ganz einfach: Im Lager Wien-Floridsdorf (AFA) produzierten Zwangsarbeiter unter mörderischen Bedingungen Akkumulatoren für U-Boote. Die wurden insbesondere für die technisch revolutionäre U-Boot-Klasse XXI dringend benötigt.
U-Boot XXI sollte 1944 in Sektionsbauweise auch bei der Marinewerft Wilhelmshafen gefertigt werden.
Dieser Typ kam aber nicht mehr zum Einsatz.
Die komplexen Zusammenhänge zwischen AFA (heute Varta), SS-geführten Arbeitslagern und der Familie Quandt (BMW) können hier nur angedeutet werden. Die Banalität der dargestellten Korrespondenz steht in starkem Kontrast zur Geschichte der Zwangsarbeitslager.
... eine völlig unbekannte Marke?
Keiner der von mir befragten Experten kannte den Namen.
Safety und Drehbleistift wurden in einer angerosteten Blechschachtel von Astoria gefunden.
Beide Stifte waren nie befüllt und sind in hervorragendem Zustand. Erstaunlicherweise fehlt trotzdem die Feder des Füllers.
Der Estral sieht einigen Modellen von Astoria extrem ähnlich. Allerdings sahen sich in den frühen Jahren eigentlich alle Füller sehr ähnlich.
Der wesentliche Unterschied war das Logo auf dem Kappenkopf.
Mir gefällt der weiße Kopf sehr.